Deutsche Gesellschaft der Mitglieder der Französischen Ehrenlegion und des Französischen Nationalen Verdienstordens e.V.
30. – 31. Oktober 2015, Berlin
Studientagung 2015: Perspektiven Deutsch-Französischer/Europäischer Partnerschaft – 100 Jahre nach Verdun
1914–18 im Spiegel der aktuellen europäischen Fragen
An der Studientagung nahmen neben den aktiven Referenten, einigen Gästen und Mitgliedern der Gesellschaft teil:
- 33 junge Europäer/innen
- davon 26 Abiturientinnen und Abiturienten aus vier Berliner Oberschulen (Französisches Gymnasium, Romain-Rolland-Gymnasium, Sophie-Scholl-Oberschule, Beethoven-Gymnasium), wesentlich mehr als geplant, und das noch in den Herbstferien!
- sechs Masterstudentinnen und -studenten des Sommercamps der Stiftung Genshagen aus Warschau, Krakau, Paris, München, Essen, Bremen – auf eigene Kosten angereist!
- eine Berliner Referendarin, die sich mit diesem Thema auf ihr zu dem Zeitpunkt unmittelbar bevorstehendes 2. Staatsexamen vorbereitet hat – erfolgreich!
Die Teilnehmer/innen konnten sich anhand einer umfangreichen Literaturliste (Auszüge aus den einschlägigen historischen Publikationen wie Clark, Münkler, Leonhardt; Interviews, Artikel zum Thema, u.a. von M. Wiegel und der DGAP) in das Thema einarbeiten.
30.10.2015: ERSTES ZUSAMMENTREFFEN DER TEILNEHMER/INNEN IN DER FRANZÖSISCHEN BOTSCHAFT
Thematischer Impuls:
- S. E., der französische Botschafter, Philippe Etienne
- Michaela Wiegel (FAZ Paris)
- Botschafter a.D. Fritjof von Nordenskjöld
Anschließender Empfang des Französischen Botschafters mit Konzert mit der französischen Pianistin Caroline Faget.
Im Rahmen der Abendveranstaltung in der Botschaft kam es zu einem intensiven Austausch mit dem französischen Botschafter, S.E. Philippe Etienne, der auf die Fragen der gut vorbereiteten jungen Teilnehmer ausführlich, sehr offen und engagiert einging.
31.10.2015: IMPULSREFERAT ZUM THEMATISCHEN SCHWERPUNKT: MICHAELA WIEGEL (FAZ PARIS), PROF. DR. MICHAEL STÜRMER IN DER DGAP
In seinem Impulsreferat entfaltete Prof. Dr. Michael Stürmer ein eindrucksvolles Netzwerk über das gesamte Tableau der Spuren des Krieges von 14-18 bis hin zu den ganz aktuellen Konflikten in- und außerhalb Europas, ein brillanter Input, der bei den jungen Teilnehmern die Frage nach der besonderen Bedeutung eines solchen historischen Bewusstseins, das Zusammenhänge und damit ein genaueres Verständnis der Geschehnisse ermöglicht, aufwarf, das so im schulischen Kontext kaum noch vermittelt wird.
Michela Wiegel führte dann die Teilnehmer aus ihrer langjährigen Erfahrung in Paris sehr persönlich und anschaulich in die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im deutsch-französischen Alltag und in Fragen der nationalen Identität ein, Schwerpunkt: Der Umgang mit dem Gedenken an die Gefallenen der Kriege.
Im gastfreundlichen Ambiente der DGAP ergaben sich in gelöster Atmosphäre immer wieder anregende Gespräche, sowohl zwischen den jungen Leuten wie auch mit den erfahrenen Europäern.
GESPRÄCHSKREIS 1: DER „GROSSE KRIEG“ 1914–18
– SPIEGELUNGEN-SPUREN-SICHTWEISEN
- Leitende Oberschulrätin a. D. Dr. Eva-Maria Kabisch
- Univ.-Prof. em. Dr. Winfried Engler
Nach einem Einstieg über literarische Spiegelungen des großen Krieges (Gedichte u.a. von Kästner, Brambach, Trakl, Schluss des „Zauberberg“ von Th. Mann) wurden folgende Themen erörtert:
- Die unterschiedliche Sichtweise von Franzosen, Polen und Deutschen auf den 1. Weltkrieg
- Die Ursprünge aktueller Konflikte als Folge aus dem Kriegsgeschehen und den politischen Konsequenzen
- Möglichkeiten, aus diesen Erfahrungen heraus dem zunehmenden Rechtspopulismus zu begegnen
- Vorschläge, Ideen für die Wiedergewinnung eines „historischen Bewusstseins“ im Bildungsbereich (Schule/Hochschule)
GESPRÄCHSKREIS 2: AKTUELLE EUROPÄISCHE SITUATION – HANDLUNGSRÄUME DEUTSCH-FRANZÖSISCH-EUROPÄISCHER POLITIK
- Staatssekretärin a. D. Anne Ruth Herkes
- Dr. Tobias Koepf, Stiftung Genshagen
In diesem Gesprächskreis ging es vor allem um die aktuellen Themen:
- Ukrainekonflikt, Beziehungen zu Russland, deutsch/ frz. Tandem in der Krisenbewältigung
- Deutsch-frz. Sicht auf das Flüchtlingsproblem
- Fragen der Energiepolitik
- Das transatlantische Handelsabkommen
- Die Zukunft Europas
GESPRÄCHSKREIS 3: PERSPEKTIVEN DEUTSCH-FRANZÖSISCHER PARTNERSCHAFT IM EUROPÄISCHEN UND INTERNATIONALEN KONTEXT
- Botschafter a. D. Fritjof von Nordenskjöld
- Studiendirektor a. D. Karlheinz Schaedler
Die Impulsreferate des Vormittags führten zur ersten Diskussionsrunde (Bedeutung der Muttersprache und der Fremdsprache für den Verständigungsprozess; Gedenken und Bedeutung der nationalen Historiensicht, D/F und D/P Geschichtsbuch-Projekt).
Im Anschluss wurden die folgenden Themenbereiche schwerpunktmäßig erörtert:
- Situation der Sprache der Nachbarn im Schulunterricht, der Berufsausbildung und der universitären Ausbildung (Unterschiede zwischen Praxis und Theorie)
- Unterschiedliche Ausrichtungen der nationalen Energie-Versorgungs-Politik im gemeinsamen Energiemarkt
- Der bevorstehende Umweltgipfel in Paris
- D und F, Motor eines gemeinsamen, europäisch ausgerichteten, politischen Handelns
PODIUMSDISKUSSION
- Staatssekretärin a. D. Anne Ruth Herkes
- Botschafter a. D. Fritjof von Nordenskjöld
- Prof. Dr. Michael Stürmer
- Olivia Strauß (Teilnehmerin aus Gesprächskreis 1)
- Ferdinand Kiesner (Teilnehmer aus Gesprächskreis 2)
- Céline Kempen (Teilnehmerin aus Gesprächskreis 3)
- Moderation: Leitende Oberschulrätin a. D. Dr. Eva-Maria Kabisch
In der Podiumsdiskussion wurden noch einmal die wesentlichen Aspekte der Gespräche, Anregungen, Thesen der Tagung aufgegriffen, vertieft und zusammengeführt. Wichtig war dabei, bei aller gebotenen Nüchternheit gegenüber den Möglichkeiten deutsch-französischer Initiativen diese „schwierige Liebesbeziehung“ (O-Ton einer jungen Teilnehmerin) mit dem Blick auf die historischen Erfahrungen zu würdigen, zu stärken und damit gerade jungen Menschen Mut zu machen, für dieses Europa engagiert einzutreten.
Dafür mag das Schlusswort der Diskussion stehen: Die Hoffnung, „… dass es uns gelingt, einander ohne Furcht verschieden sein zu lassen-das wäre schon viel!“ (Th. W. Adorno)
PASCALE HUGUES, AUTORIN UND JOURNALISTIN, LIEST AUS IHREM BUCH: „MARTHE UND MATHILDE – EINE FAMILIE ZWISCHEN FRANKREICH UND DEUTSCHLAND“
Die Lesung von Pascale Hugues war ein kultureller Höhepunkt zum Abschluss dieser Tagung – mit Musik begonnen, mit Literatur gerundet. Die ganz persönliche, menschliche Sicht auf das deutsch-französische Verhältnis aus der eigenen Familiengeschichte der elsässischen Großmütter führte den Bogen, den die Tagung gespannt hatte, wieder zum Kern zurück: Es sind die Menschen, die Begegnungen, die zwischenmenschlichen Erfahrungen, die prägen und Gemeinsames möglich machen.
REAKTIONEN
„Ich bin begeistert von der Arbeit der deutschen Gesellschaft der Mitglieder der Französischen Ehrenlegion. Der Austausch mit den Abiturienten und Studenten hat mich beeindruckt“ (Michaela Wiegel, FAZ Paris)
„Danke nochmals für den schönen Abend und die interessanten Gespräche mit den Studenten danach“ (Pascale Hugues, Autorin/Journalistin, Berlin-Paris)
„Ich habe diese Studientagung als absolute Bereicherung wahrgenommen. Das mache ich an vielen Dingen fest: Zum einen war es menschlich einfach eine sehr schöne Atmosphäre! Ich war begeistert von diesen klugen jungen Menschen, die gleichzeitig so einen interessanten Hintergrund und somit auch Zugang zum Thema haben. Und zum anderen war es eine absolute Bereicherung für die Qualität der Gespräche, dass die anwesenden Personen so unterschiedlichen Alters, aber auch unterschiedlicher Herkunft waren, so dass die Perspektivität auf den Krieg so vielfältig war. Das hat mich für meinen Unterricht unfassbar weitergebracht…“ (Olivia Strauß , jetzt Studienassessorin, Berlin)
„…. Zusammengefasst bin ich sehr dankbar und froh über meine Teilnahme an der Studientagung. Der Verein erweist sich durch dieses Format als ein wichtiger Akteur der politischen Bildungs- und Jugendarbeit. Nicht nur geben die Vereinsmitglieder ihr Wissens und ihre Erfahrung an die aktuelle Generation weiter; auch die lebenserfahrenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben viel über die Perspektiven, Sorgen und Ideen der aktuellen Generation lernen können. Die Förderung des intergenerationellen Dialogs – welcher in vielen politischen Fragen leider oft zu kurz kommt – zählt deshalb zu den Stärken dieses Formats und sollte in dieser oder ähnlicher Form erhalten bleiben.“ (Igor Leonidovic Fayler, Master of Arts (M.A.), Internationale Beziehungen, Universität Bremen)
ABSCHLUSS
Es hat sich also gelohnt, und wir danken allen, die uns so freundlich unterstützt haben – dem französischen Botschafter, S.E. Philippe Etienne als unserem Schirmherrn, der DGAP, den Schulen, der Stiftung Genshagen und insbesondere auch unseren Mitgliedern für aktives Mittun und großherzige Spenden.
MERCI – DANKE!